Kennzahlen in der Telekommunikation

Ulla Meixner

Im Interview: Frau Ulla Meixner, Geschäftsbereichleiterin Telekommunikation und Prokuristin bei den Stadtwerken Flensburg

ZUR PERSON

  • 5 Jahre Erfahrung im Marketing und Produktmanagement Telekommunikation (Alcatel, eplus)
  • 15 Jahre Erfahrung Geschäftsführung im Bereich Erneuerbare Energie
  • 5 Jahre Erfahrung Geschäftsführung im Bereich Glasfaser (Breitbandnetz Gesellschaft)
  • Seit 2016: Leitung Geschäftsbereich Telekommunikation Stadtwerke Flensburg

Jörg Wiesner: Frau Meixner, Ihre Berufserfahrung basiert auf Funktionen in leitenden Positionen. Kennzahlen, Auswertungen, Reporting & Co. waren vermutlich fester Bestandteil Ihres »Daily-Business«. Welche Bedeutung und Gewichtung haben Sie dieser Thematik jeweils zugeordnet?

Ulla Meixner: Wenn Sie meine MitarbeiterInnen fragen würden, käme sicher von allen die Antwort: Reporting und Controlling muss für Ulla Meixner irgendwie eine besondere Leidenschaft sein. In der Tat, ich brauche Zahlen, Daten, Fakten. Nicht nur um ein Unternehmen bzw. ein Projekt sicher zu steuern, sondern auch um das berühmte »Bauchgefühl« zu entwickeln. Denn ein Teil einer erfolgreich umgesetzten Strategie basiert aus meiner Sicht immer auf dem »Bauchgefühl«. Und dieses entsteht nicht einfach so, sondern es fußt auf dem gesamten Erfahrungsschatz, den Analysen und Bewertungen. Im operativen Controlling geht es dabei mehr um Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Rentabilität, Liquidität. Im strategischen Controlling schauen wir auf Chancen und Risiken, Stärken und Schwächen, Benchmarks, Kernkompetenzen …

Sie sind langjährig in der TK-Branche tätig. Hier typisch: Umfangreiche Systemlandschaften. Benötigte Kennzahlen für ein aussagekräftiges Reporting und Controlling stehen oftmals nicht so ohne weiteres zur Verfügung oder müssen erst manuell und somit sehr zeitintensiv aus unterschiedlichsten Datenquellen kumuliert und mühsam aufbereitet werden. Wie sind Ihre Erfahrungen diesbezüglich?

Hier bei den Stadtwerken Flensburg habe ich ja die spannende Aufgabe, den Geschäftsbereich Telekommunikation ganz neu aufzubauen. Gleich mit der Implementierung der Systeme haben wir ein umfangreiches Prozessmanagement aufgesetzt. Wir wissen also sehr genau, wo wir welche Kennzahlen abgreifen können und welche Auswirkungen strategische Entscheidungen auf unsere Geschäftsprozesse haben. Wir steuern hierüber unter anderem auch unsere personelle Kapazitätsplanung. Mir macht die Eindeutigkeit der Kennzahlen bzw. der Ausgangswerte mehr zu schaffen. Ein Beispiel: Wenn wir Baukosten »controllen« wollen, muss sichergestellt sein, dass die Zuordnung und Bezeichnung in allen – über Schnittstellen verbundenen – Systemen gleich ist. Konkret: Schon alleine wenn wir nach den Baukosten pro Hausanschluss fragen, müssen wir unterscheiden in homes passed und homes connected; fließen die im Haus bzw. in der Wohnung verbauten Aktivkomponenten ein, und wenn ja: wie kalkulieren und werten wir dann Hausanschlüsse ohne Dienst. 

Konzeptum beschäftigt sich sehr stark mit dieser Thematik. Noch in diesem Jahr werden wir neben den in KONZEPTUM 6 bereits vorhandenen Werkzeugen passgenaue Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. 
Inwieweit treffen wir damit auch den Nerv bei den Stadtwerken Flensburg?

Das trifft voll unseren Nerv. Die vorhandenen Werkzeuge sind zwar schon gut nutzbar, aber die Auswertungsmöglichkeiten sind bisher begrenzt. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, typische Korrelationen auch einmal zu verlassen und neue Fragen zu stellen. Ich bin sehr gespannt auf das, was Konzeptum ankündigt, speziell auf die Individualisierbarkeit der Auswertungen. Erste Eindrücke haben wir ja schon bei einer Konzeptum-Präsentation gewonnen, bei der uns das Reporting-Tool YOUZEE vorgestellt wurde.

Abschließend – Was ist Ihre Empfehlung für die Branche bzw. auf welche Kennzahlen darf zukünftig nicht verzichtet werden?

Ich denke, die wesentlichen Kennzahlen kennen wir alle in der Branche: Umsatz, Margen, Deckungsbeiträge, Preiselastizität, Produktanalysen, Kundenzufriedenheit und Kundenbindung, Netzauslastung, Fraud, Investitionskosten, Qualität, Störungsstatistik … Ich halte es für entscheidend, dass wir unsere Fragen und Interpretationen schärfen und den Abweichungsanalysen mehr Gewicht geben. Meist richtet man seinen Blick dabei auf die negativen Abweichungen. Für mich sind aber die positiven mindestens genauso spannend. Getreu dem Motto: Stärken stärken. 
Den harten Zahlen müssen auch weiche Faktoren zugeordnet sein. Wenn ich mir beispielsweise die Churn-Rate regelmäßig anschaue, weiß ich noch lange nicht, warum die Kunden uns verlassen. Und auch nicht, ob sie irgendwann wiederkommen. Solange man »nur« Dienste auf ge- bzw. vermieteten Leitungen anbietet, darf die Churn-Rate tendenziell sicher etwas höher sein als bei einem Netzbetreiber, der die vollen Investitionskosten für den Hausanschluss getragen und noch keine Open Access Partner hat. So wie das bei den meisten FTTH-Projekten derzeit üblich ist.

Frau Meixner, vielen Dank für die spannenden Einblicke. Auf ein gutes Reporting in 2018!

Persönliches:

Wie alt sind Sie?

56 und hoffentlich schon weise genug, um auch die nächsten Jahre »leichtfüßig« durchs Leben zu gehen.

In welcher Stadt leben Sie?

Ich lebe in einem kleinen Dorf im wunderschönen Nordfriesland.

Wenn der Stress doch mal zu viel wird, womit lenken Sie sich in Ihrer Freizeit ab?

Mir macht das allermeiste Spaß und so kommt das Gefühl von Stress kaum auf. Zur Ruhe komme ich aber am besten in der Natur – zu Fuß, per Fahrrad oder zu Pferd.

Was bevorzugen Sie zum Frühstück: Marmelade oder Wurst?

Das wechselt. Mal mag ich wochenlang gerne ein süßes Frühstück und dann kommt wieder eine herzhafte Phase.

Wo trifft man Sie im Urlaub: Mallorca oder Schwarzwald?

Eher in Tibet oder in Afrika! Derzeit zieht mich Afrika magisch an. Am liebsten bin ich mitten im Busch.

Was sehen sie sich im Fernsehen an: Tatort oder Talentshow?

Weder noch. Ich bin mehr der Doku-Typ.

Ihr Smartphone: Apple oder Samsung?

Eindeutig: Apple.

Was bevorzugen Sie in Ihrer Freizeit: Theater oder Kino?

Hier tatsächlich beides.

Was würden Sie im nächsten Leben beruflich machen?

Spontan: Ranger im Kruger Nationalpark oder Forscherin im Bereich Neurowissenschaften.

Abschließend, welches Erlebnis werden Sie nie vergessen?

Ganz viele. Aber bisher am tiefsten und nachhaltigsten berührt hat mich die persönliche Begegnung mit dem Dalai Lama.