Entscheidend für den langfristigen Erfolg der Branche sind Kooperationen

Dr. Stephan Albers Geschäftsführer BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.

Im Interview: Dr. Stephan Albers
Geschäftsführer BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.

DR. STEPHAN ALBERS

Dr. Stephan Albers ist seit 2009 Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunikation e.V. (BREKO). Unter seiner Leitung entwickelte sich der Verband zur führenden Stimme der Glasfaserbranche in Deutschland. Zuvor war er in leitender Funktion bei einem Telekommunikationsanbieter tätig. Er engagiert sich für den flächendeckenden Glasfaserausbau, faire Wettbewerbsbedingungen und eine zukunftssichere Digitalpolitik in Deutschland und Europa.

Jörg Wiesner: Herr Dr. Albers, genau zehn Jahre ist es nun her, dass wir Sie bei uns als Interviewpartner im Telcotalk 2015 erstmals begrüßen durften. Inzwischen hat sich im Telekommunikationsmarkt ja einiges getan. Wo steht die Branche aktuell beim Glasfaserausbau – und wie sind die Aussichten für die nächsten Jahre?

Stephan Albers: Wir haben im letzten Jahrzehnt enorme Fortschritte gemacht. Laut BREKO Marktanalyse waren Mitte 2025 knapp 53 Prozent aller Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen in Deutschland mit Glasfaseranschlüssen im Sinne von »Homes Passed« erreichbar. Mehr als die Hälfte davon haben die Wettbewerber der Deutschen Telekom gebaut. Das zeigt eindrucksvoll, wie weit uns die große Vielfalt im Markt gebracht hat. Während 2015 noch viele den Bedarf an Glasfaser in Frage stellten, ist heute allen klar: Glasfaser ist die einzige wirklich zukunftsfähige digitale Festnetz-Infrastruktur. Damals noch ein Premiumprodukt für Firmen und wenige Privathaushalte, kommt sie nun zunehmend im Massenmarkt an. Aber die letzten Schritte bis zur vollständigen Flächendeckung werden die schwierigsten. In den nächsten Jahren stellen insbesondere die Gebäudeverkabelung in Mehrfamilienhäusern (Netzebene 4), sowie der Ausbau relativ gut mit VDSL und HFC versorgter städtischer Gebiete große Herausforderungen dar. Um das Momentum zu halten, müssen Wirtschaft, Politik und Regulierung, aber auch Verbraucherinnen und Verbraucher gemeinsam an einem Strang ziehen.

Viele Netzbetreiber sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen – gleichzeitig steigen die Anforderungen immens und forcieren einen immer härteren Wettbewerb. Nicht wenige TK-Unternehmen sorgen sich derzeit sogar um Rentabilität und Werterhalt ihrer Investitionen. Was muss denn jetzt passieren, um langfristig profitabel wettbewerbsfähig zu bleiben?

Entscheidend für den langfristigen Erfolg der Branche sind Kooperationen. Wenn Netzbetreiber bei Ausbau, Betrieb und Vermarktung zusammenarbeiten, können sie effizienter investieren und die Netze besser auslasten. Besonders wichtig wird, die Take-up-Rate, also die Kundengewinnung auf den gebauten Netzen, gemeinsam zu steigern. Je mehr Menschen sich für Glasfaser entscheiden, desto schneller amortisieren sich Investitionen. Dafür braucht es eine breite Anbietervielfalt – vom lokalen Stadtwerk bis zu bundesweit tätigen Konzernen. So wird Glasfaser nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich ein Erfolgsmodell.

Für die Unternehmen der TK-Branche gilt es heute mehr denn je, mit ambitionierten Plänen die Zukunft aktiv zu gestalten. Die Politik kann hier unterstützen und maßgeblich zum Gelingen beitragen. Welche politischen Rahmenbedingungen hemmen oder helfen dabei aktuell am meisten?

Unsere Branche ist bereit, auch in den kommenden Jahren Milliarden in den Glasfaserausbau zu investieren. Damit das gelingt, brauchen die Unternehmen Planungssicherheit, verlässliche Investitionsanreize und vor allem fairen Wettbewerb. Die wichtigste politische Weichenstellung ist in diesem Kontext eine wettbewerbs- und verbraucherfreundliche Regelung des Technologiewechsels von Kupfer auf Glasfaser. Wenn wir diesen Übergang zügig und fair gestalten, gewinnen alle: Verbraucherinnen und Verbraucher, die bessere Anschlüsse nutzen können; Anbieter, die effizient investieren; und die Gesellschaft insgesamt durch digitale Teilhabe und Wirtschaftswachstum. Ein zweiter zentraler Punkt sind die Gebäudenetze: Erleichterungen für den Ausbau dürfen nicht dazu führen, dass einzelne Anbieter privilegiert werden oder kooperative Modelle zwischen Telekommunikationsunternehmen und Wohnungswirtschaft untergraben werden.

Wie können Verbände, Plattformen oder Partner – beispielsweise KONZEPTUM mit ihrer professionellen Branchenlösung – zur Zukunftssicherung der Unternehmen beitragen?

Kooperationen und Open Access können im Glasfaserausbau und -betrieb enorme Synergien freisetzen. Deshalb unterstützen wir als BREKO die Unternehmen mit einer Austauschplattform zu diesem Thema. Durch Kooperationen kann aber auch die Komplexität im Netzbetrieb zunehmen. Genau hier kommen Plattformen und spezialisierte Dienstleister ins Spiel: Sie helfen, Prozesse zu standardisieren, Schnittstellen kompatibel zu machen und Abläufe effizienter zu gestalten. Mit branchenspezifisch zugeschnittenen externen Lösungen können sich Netzbetreiber stärker auf ihr Kerngeschäft – den Bau, Betrieb und die Vermarktung von Glasfasernetzen – konzentrieren und vermeiden den Aufbau eigener komplexer IT-Strukturen. So lassen sich Qualität, Geschwindigkeit und Wirtschaftlichkeit miteinander verbinden.

Die Politik setzt große Ziele – aber wie erleben Ihre Mitglieder den Alltag beim Ausbau wirklich?

Der Glasfaserausbau ist im Kern immer regionales Projektgeschäft. Es zählt die enge und offene Kommunikation mit allen Beteiligten vor Ort: mit Kommunalverwaltungen, Bürgerinnen und Bürgern, aber auch mit lokalen Versorgern und der Wohnungswirtschaft. Wo diese Zusammenarbeit gut funktioniert, läuft der Ausbau reibungslos und mit hoher Akzeptanz. Deshalb ist am Ende die Basisarbeit in den Gemeinden und Kreisen entscheidend – eine große Stärke unserer vielen lokal und regional verwurzelten Mitgliedsunternehmen.

Was wünschen Sie sich für Ihre Mitglieder in den nächsten drei Jahren – realistisch und ambitioniert?

Ich würde mir wünschen, dass Politik und Regulierung die zentrale Rolle der Wettbewerber im Glasfaserausbau nicht nur anerkennen, sondern auch entsprechend handeln. Über die Hälfte der Glasfaseranschlüsse in Deutschland wurden von Wettbewerbern gebaut – und doch erleben wir immer wieder, dass Bundesregierung und Bundesnetzagentur Entscheidungen scheuen, die die Dominanz der Telekom im Markt gefährden könnten. Wir brauchen faire Rahmenbedingungen, die Vielfalt und Wettbewerb sichern, und zwar nicht nur im Festnetz, sondern auch im Mobilfunk. Wenn das gelingt, können wir die Ausbaugeschwindigkeit halten, die Netze effizient betreiben und die digitale Zukunft Deutschlands gemeinsam gestalten.

Herr Dr. Albers, vielen Dank für die überaus interessanten Ausführungen!

ÜBER DEN BREKO

Der Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) repräsentiert den Großteil der deutschen Festnetzwettbewerber. Als führender Glasfaserverband mit aktuell 519 Mitgliedsunternehmen setzt er sich erfolgreich für den Wettbewerb im deutschen Telekommunikationsmarkt ein. Der starke und breit aufgestellte Verbund aus BREKO-Verband, BREKO-Einkaufsgesellschaft und BREKO-Servicegesellschaft bündelt die Kräfte seiner Mitglieder, um den Glasfaserausbau gemeinsam voranzutreiben.